Die Angina pectoris wird wie ihre häufigste Grunderkrankung, die koronare Herzkrankheit, in eine stabile und eine instabile Form unterschieden. Die Differenzierung erfolgt anhand der Art und Dauer der Beschwerden und nach den auslösenden Faktoren der Symptome. Eine Sonderform stellt die dritte Form, die sog. Prinzmetal-Angina, dar.
Eine stabile Angina pectoris wird dann diagnostiziert, wenn die Beschwerden in Abhängigkeit von bestimmten Einflussfaktoren auftreten. Hier sind insbesondere körperliche Anstrengung, aber auch emotionale Belastungen zu nennen. Die körperlichen Symptome verschwinden in der Regel innerhalb von 20 Minuten, wenn der Patient die auslösenden Faktoren eindämmt. Nach sportlicher Aktivität kann dies z. B. eine Ruhephase sein. Zudem wird zur Diagnose einer stabilen Angina pectoris auch die Wirksamkeit von Medikamenten miteinbezogen. Bei der stabilen Form lassen die Symptome in der Regel bereits fünf Minuten nach der Einnahme der ärztlich verordneten therapeutischen Maßnahmen nach.
Eine stabile Angina pectoris kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten, die sich vor allem nach den auslösenden Faktoren unterscheiden. Medizinisch und diagnostisch entscheidend für die anschließende Therapie ist die anerkannte Abgrenzung in vier Stadien nach der Canadian Cardiovascular Society, sog. CCS-Klassifikation. In manchen Publikationen wird ergänzend ein fünftes Stadium 0 hinzugefügt, in dem die koronare Herzkrankheit keine Symptome verursacht, sog. stumme Ischämie.
Das erste Stadium der stabilen Angina pectoris bezeichnet eine sehr leichte Form. Die Patienten sind in ihrem alltäglichen Leben generell nicht eingeschränkt. Symptome zeigen sich nur bei sehr schweren und lang andauernden Anstrengungen, z. B. nach langem Joggen, einem längeren Sprint oder ungewohntem schweren Heben.
Die stabile Angina pectoris greift in Stadium 2 bereits in den Alltag ein. Schnelles Treppensteigen oder rasches Gehen verursacht erste Symptome. Auch Bergauf gehen oder Spazieren gehen bei Kälte, starkem Wind oder nach üppigen, fettreichen Mahlzeiten kann einen Angina-Anfall auslösen.
Im dritten Stadium der stabilen Angina pectoris ist die Lebensqualität bereits deutlich eingeschränkt. Symptome treten bei alltäglichen Bewegungseinheiten wie Treppensteigen oder Spazieren gehen auf.
Die vierte und schwerste Form der stabilen Angina pectoris beeinträchtigt die Patienten stark im alltäglichen Leben. Bereits kleinste Bewegungseinheiten wie z. B. Schuhe anziehen führen zu Beschwerden, häufig sogar im Ruhezustand.
Eine instabile Angina pectoris entwickelt sich in den meisten Fällen aus einer stabilen Form. Auch die instabile Angina pectoris wird zwecks therapeutischer Maßnahmen in drei verschiedene Schweregrade nach Braunwald unterschieden.
Wenn die Beschwerden erstmals ohne bisherige stabile Angina pectoris auftreten, sind die Symptome kaum von einem akuten Herzinfarkt bzw. einem akuten Koronarsyndrom zu unterscheiden. In solchen Fällen muss unverzüglich der Notarzt kontaktiert werden und eine Klinikeinweisung erfolgen.
Eine Ruheangina liegt dann vor, wenn die Beschwerden nach einem bisherigen Stadium der stabilen Angina pectoris plötzlich ohne Auslöser in Ruhephasen auftreten. Die Schmerzen dauern meist bis zu 20 Minuten an. Zudem müssen häufiger Medikamente eingenommen werden als bei einer stabilen Ausprägung.
Beim zweiten Schweregrad der instabilen Angina pectoris treten heftige Symptome bei kleinsten körperlichen Belastungen auf. Die Symptome zeigen sich entweder plötzlich innerhalb von zwei Monaten, ohne dass vorher eine Form der Angina pectoris bekannt war oder entwickeln sich als Steigerung von Häufigkeit, Dauer und Intensität aus einer vorher bekannten stabilen Angina pectoris.
Mediziner klassifizieren eine zunehmende Angina pectoris, wenn sich eine bereits diagnostizierte Form der stabilen Angina pectoris innerhalb von zwei Monaten um mindestens einen Schweregrad erhöht und die Schmerzanfälle mit einer Häufigkeit von weniger als 48 Stunden vorkommen.
Die sog. Prinzmetal-Angina ist eine Sonderform der Angina pectoris. Sie wirkt sich in ihren Beschwerden ähnlich wie die stabile Form aus, wird jedoch durch ein plötzliches Zusammenziehen der Herzkranzgefäße verursacht, sog. Koronarspasmus. Das Hauptsymptom der stechenden Brustschmerzen tritt meist in Ruhephasen und insbesondere nachts auf und hält in der Regel mehr als 15 Minuten an.
Sabrina Mandel