Die Therapie von Angina pectoris richtet sich nach Form und Schwere der Symptome und auch nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Die Behandlung einer Angina pectoris zielt vor allem darauf ab, die Beschwerden zu lindern, den Verlauf der auslösenden Erkrankung positiv zu beeinflussen und lebensbedrohliche Folgen wie einen Herzinfarkt zu verhindern.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt in ihrer Leitlinie „Koronare Herzkrankheit/Angina pectoris“ als erste Behandlungsmaßnahme die Eliminierung bekannter Risikofaktoren. Dazu gehört in erster Linie, das Rauchen einzustellen und eventuell vorhandenes Übergewicht abzubauen. Die Leitlinie verweist hierzu auf einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 20 und 25 kg/m².
Weiterhin sollen Patienten mit diagnostizierter Angina pectoris auf einen gesunden Lebensstil achtgeben. Dazu zählen insbesondere die Integrierung körperlicher Aktivität in den Alltag und eine ballaststoffreiche Kost mit wenig gesättigten Fettsäuren und einfachen Kohlenhydraten. Auch der Alkoholgenuss sollte weitestgehend vermieden werden.
Auch bei bekannten Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus werden diese Maßnahmen als Basis der Therapie empfohlen. Hinzu kommt bei Diabetes die Einnahme blutzuckersenkender Medikamente bzw. eine individuell wirksam eingestellte Insulintherapie, die regelmäßig vom behandelnden Arzt kontrolliert werden sollte.
Zur Behandlung akuter Angina pectoris-Anfälle kommen verschiedene Medikamente in Betracht. Auch hierbei richtet sich die Wahl der Wirkstoffe nach der zugrunde liegenden Vorerkrankung der Angina pectoris und auch nach der Form einer stabilen oder instabilen Ausprägung.
Die Leitlinie empfiehlt als Basistherapie sog. Thrombozytenaggregationshemmer. Typischerweise ist dies der Wirkstoff Azetylsalizylsäure, der im Jahr 1977 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel gesetzt wurde. Der meist als Schmerzmittel bekannte Wirkstoff wird dank seiner Eigenschaften der Entzündungs- und Thrombozytenaggregationshemmung, kurz TAH, in kleinen Mengen von 100 mg auch zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Bei Unverträglichkeiten empfiehlt die Leitlinie die Einnahme von 250 mg Ticlopidin als Alternative.
Auch Betablocker gehören zur Basistherapie einer koronaren Herzkrankheit mit ihrem Hauptsymptom der Angina pectoris. Sie dämmen die Adrenalinwirkung auf die Herzfrequenz des Patienten und senken infolgedessen den Sauerstoffbedarf.
Ähnlich wie bei Asthmatikern, die einen akuten Asthmaanfall mit speziellen Sprays zur Inhalation eindämmen, gibt es auch für Patienten mit Angina pectoris bestimmte Präparate, die im akuten Anfall angewendet werden können. Je nach Vorerkrankung kann der behandelnde Arzt z. B. Nitrate verordnen. Solche Nitrate können bei einem akuten Angina pectoris-Anfall als Spray eingenommen werden oder auch als Kapsel zum Zerbeißen. Dafür ist es wichtig, dass Patienten mit Angina pectoris ihre Medikamente stets bei sich tragen, um im akuten Notfall sofort handeln zu können.
Nitrate bewirken in der Regel eine sofortige Erweiterung der Gefäße. Durch die Gefäßerweiterung wird das Herz entlastet, der Blutdruck sinkt und es wird weniger Sauerstoff benötigt. Bei Patienten mit stabiler Angina pectoris stellt sich in der Regel innerhalb von fünf Minuten nach der Einnahme eine Besserung ein. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der Patient bereits andere blutdrucksenkende Medikamente einnimmt. Der behandelnde Arzt muss diesbezüglich eine umfangreiche Aufklärung der korrekten Anwendung geben.
Bei einer stark ausgeprägten Angina pectoris, die sich nicht durch eine medikamentöse Behandlung eindämmen lässt, und unter der Voraussetzung bestimmter körperlicher Gegebenheiten werden Betroffene als Hochrisikopatienten eingestuft. Für solche Patienten kommen sog. revaskularisierende Maßnahmen in Betracht.
Die perkutane Koronarintervention, kurz PCI, dient der Wiederherstellung der Durchflussfähigkeit in den Herzkranzgefäßen. Entsteht eine Angina pectoris durch akute Verengungen der Herzkranzgefäße, kann eine solche Operation zur Therapie notwendig werden. Dabei führt der Herzchirurg einen Führungskatheter in den Eingang der verengten Herzkranzgefäße, schiebt einen dünnen Draht zur Engstelle und platziert einen Ballonkatheter mit sog. Stent an dieser Stelle.
Dort wird der Ballon mit einer Flüssigkeit gefüllt, womit die verengte Stelle behutsam geweitet wird. Abschließend wird der Ballon wieder entleert und herausgezogen. Der Stent verbleibt als eine Art Stabilisierung an der geweiteten Position im Gefäß.
Eine Bypassoperation ist der wohl gravierendste Eingriff zur Therapie von Angina pectoris. Eine solche Operation wird am geöffneten Brustkorb durchgeführt, umgangssprachlich ist auch der Ausdruck „am offenen Herzen“ bekannt, und ist dann notwendig, wenn das Hauptkranzgefäß der linken Herzkammer oder mehrere der großen Herzkranzgefäße verengt oder verstopft sind.
Inzwischen gibt es auch Möglichkeiten, den Eingriff minimal-invasiv durchzuführen. Dies ist allerdings abhängig von der Anzahl und insbesondere der Lage der betroffenen Gefäße. Bei einer Bypassoperation wird die Engstelle des Herzkranzgefäßes mit einem körpereigenen Blutgefäß, beispielsweise aus dem Ober- oder Unterschenkel des Patienten, überbrückt. Das verengte Gefäß wird sozusagen stillgelegt und eine neue Verbindung für den ungehinderten Blutfluss geschaffen.
Sabrina Mandel